Milz

Milz
Mịlz 〈f. 20; Anat.〉 aus lymphatischem Gewebe aufgebautes, drüsenartiges Organ, das in den Blutkreislauf eingeschaltet ist; Sy Lien, Splen [<ahd. milzi, engl. milt, eigtl. „die Weiche“; zu idg. *(s)mel- „zerreiben, zermalmen“]

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Mịlz, die; - [mhd. milze, ahd. milzi; eigtl. = die Weiche od. die Auflösende (man glaubte, sie wirke bei der Verdauung mit)]:
(bei Wirbeltieren u. beim Menschen) Organ im Bauchraum, in dem u. a. Abwehrstoffe produziert, weiße Blutkörperchen aufgebaut u. rote Blutkörperchen abgebaut werden.

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Milz
 
[althochdeutsch milzi, eigentlich »die Auflösende« (man glaubte, sie wirke bei der Verdauung mit)], Lien, Splen, beim Menschen und den Wirbeltieren das größte, in den Blutstrom eingeschaltete lymphoretikuläre Organ des Monozyten-Makrophagen-Systems. Beim Menschen liegt die Milz im linken Oberbauch innerhalb der Bauchhöhle und folgt mit ihrer Längsachse etwa dem Verlauf der 10. Rippe. Sie ist beim Erwachsenen etwa 12 cm lang, 8 cm breit und 3 cm dick. Sie hat eine bohnenförmige Gestalt und wiegt 150-180 g; sie besitzt eine derbe, von Bauchfell überzogene Kapsel (Milzkapsel), von der aus bindegewebige Stränge (Trabekel, Balken) ins Innere ziehen und ein grobes Stützgitter bilden. Das zwischen den Trabekeln gelegene Gewebe (Milzpulpa) ist ein retikuläres (netzförmiges) Bindegewebe, das in weiße und rote Pulpa unterschieden wird. In der weißen Pulpa sind die Maschen des Netzwerkes angefüllt mit Lymphozyten, die knötchenförmig konzentriert (Milzknötchen, Malpighi-Körperchen) um die Arterien liegen. Bei der roten Pulpa ergießt sich das Blut aus dem speziell strukturierten Gefäßsystem der Milz direkt in das Netzwerk. Dieser offene Kreislauf macht es fast unmöglich, eine verletzte Milz zu retten, und erfordert dann in der Regel wegen der Verblutungsgefahr ihre Entfernung.
 
Die Milz bildet in der Embryonalzeit rote und weiße Blutkörperchen, beim Erwachsenen hingegen in der Regel nur noch Lymphozyten, da die Aufgabe der Blutbildung nun beim Knochenmark liegt. Sie baut geschädigte oder infolge Alterung zerfallene rote Blutkörperchen ab, speichert das dabei anfallende Eisen und phagozytiert Bakterien. Besonders bei schnell laufenden Tieren spielt die Milz eine Rolle als Blutspeicher während der Ruhe; bei vermehrtem Sauerstoffbedarf wird das Blut durch Kontraktionen der Milz in den Kreislauf gepumpt. Beim Menschen ist die Speicherfunktion weniger ausgeprägt, jedoch kontrahiert die Milz bei plötzlich vermehrtem Sauerstoffbedarf ebenfalls (Seitenstechen). Die Milz spielt eine wichtige Rolle bei der Immunabwehr durch Bildung von Antikörpern und Antikörper produzierenden Zellen; sie kann bei schweren Infektionskrankheiten infolge der Beanspruchung stark anschwellen.
 
Selbstständige Erkrankungen der Milz wie primäre Tumoren oder Infektionen sind selten. Zu einer sekundären Beteiligung kommt es v. a. bei akuten und chronischen Infektionskrankheiten wie Typhus, Virushepatitis, Viruspneumonie, Endokarditis, Röteln, Toxoplasmose, Rückfallfieber, Malaria, Kala-Azar, Aids, allgemeine Sepsis, des Weiteren bei Stauungserscheinungen im Pfortaderkreislauf durch chronische Hepatitis, Leberzirrhose, bei Speicherkrankheiten, rheumatischen Erkrankungen und Kollagenosen, Leukämie und lymphatische Erkrankungen, perniziöser und hämolytischer Anämie. Mögliche Folge dieser sekundären Erkrankungen ist eine Überfunktion der Milz (Hypersplenismus, Hypersplenie), die durch erhöhten Abbau zu einem Mangel an Blutzellen (Anämie, Granulo-, Thrombozytopenie) führt, aber auch in Form des primären oder idiopathischen Hypersplenismus unbekannter Ursache auftritt.
 
Allgemeines Symptom von primären wie sekundären Krankheitsprozessen ist eine entzündliche Vergrößerung (Splenomegalie) unterschiedlichen Ausmaßes. - Die operative Entfernung der Milz (Splenektomie) ist vor dem fünften Lebensjahr mit einer starken Infektionsgefährdung verbunden; danach sinkt das Risiko schwerer Infektionen, ist jedoch größer als bei »Normalpersonen« (Vorbeugung durch Impfungen).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Lymphsystem: Lymphgefäßsystem und lymphatische Organe
 

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Mịlz, die; - [mhd. milze, ahd. milzi; eigtl. = die Weiche od. die Auflösende (man glaubte, sie wirke bei der Verdauung mit)]: (bei Wirbeltieren u. beim Menschen) Organ im Bauchraum, in dem u. a. Abwehrstoffe produziert, weiße Blutkörperchen aufgebaut u. rote Blutkörperchen abgebaut werden.

Universal-Lexikon. 2012.

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